Die Aufführung
Live-Mitschnitt aus der Klosterkirche Maulbronn vom 25. und 26. September 1999 in englischer Sprache mit Original-Instrumentierung und in barocker Aufführungspraxis mit
Sinéad Pratschke · Michael Chance · Marc LeBrocq · Raimund Nolte · David Thomas · Maulbronner Kammerchor · Barockorchester der Klosterkonzerte · Leitung Jürgen Budday
Zur Edition
Was macht die Atmosphäre Europas so eindringlich? Wodurch lässt sich das europäische Erbe definieren? Wo sind die Wurzeln europäischer Kultur zu finden? Im Rahmen unserer Dokumentationsreihe Edition Kloster Maulbronn gehen wir diesen Fragen nach und dokumentieren in Live-Mitschnitten die grossen Werke europäischer Musik an einer der wohl authentischsten Stätten diesseits der Alpen.
"Die akustisch und architektonisch vollendete Schönheit der Aufführungsstätte sowie die exquisite musikalische Aufführung der Werke habe ich am eigenen Leib erfahren - das hat mich tief beeindruckt. Ein Verleger kann wohl nicht anders, als dem Bestreben zu folgen, diese kulturellen Werte für die Nachwelt festzuhalten." (Josef-Stefan Kindler)
Die Klosterkonzerte Maulbronn
Seit 1968 werden die Klosterkonzerte ausgerichtet und bieten mittlerweile ein Konzertprogramm, das nicht nur international Bestand hat, sondern auch den Vergleich mit grossen Bühnen der Welt nicht zu scheuen braucht.
Die Aufführungen finden zwischen Mai und September in den historischen Räumen des Klosters (Klosterkirche, Laienrefektorium, Kreuzganggarten) statt und umfassen jährlich ca. 25 Konzerte. Eine Auswahl der schönsten Werke geistlicher und weltlicher Musik veröffentlichen wir innerhalb unserer Edition.
Das Kloster Maulbronn
Das Kloster gilt als die einzige, vollständig erhaltene mittelalterliche Anlage nördlich der Alpen. Im Jahr 1994 wurde es als 13. deutsches Bauwerk in die UNESCO-Liste Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen, und befindet sich damit in der illustren Gesellschaft solch bedeutender Baudenkmäler wie der ägyptischen Pyramiden oder dem Tadsch Mahal.
Das Werk
Oratorium Samson
von Georg Friedrich Händel (1685 - 1759)
Unmittelbar nach dem Messias, welcher in den 24 Tagen vom 22. August bis zum 14. September 1741 entstand, ging Händel an die Komposition des Samson. Am 29. Oktober 1741 beendete er den letzten Akt, so dass die beiden grössten Oratorien, Messias und Samson, zusammen in zehn aufeinanderfolgenden Wochen entstanden. Die dramaturgische Grundlage zu Samson stammt aus dem biblischen Buch der Richter. John Milton, Englands bedeutendster Barockdichter, hatte sein Epos Samson Agonistes frei nach der Heiligen Schrift gestaltet und Newburgh Hamilton bearbeitete es für Händels Oratorium. Es schildert den Verrat, die Reue und den Sieg des israelitischen Heerführers Samson, dessen in seinen Haaren wurzelnde übermenschliche Kraft legendär war.
Das Werk setzt ein Jahr nach der Gefangennahme und Blendung Samsons ein, die Priester des heidnischen Gottes Dagon feiern den Tag ihres größten Sieges. In Samsons letztem Kampf wehrt er sich mit seinem Freund Micah und seinem Vater Manoah gegen die Versuchungen der Verführerin Dalila und des Riesen Harapha, die Angehörige der Priester und dem Gott Dagon sind. Mit der Rückkehr seiner alten Stärke reißt er den Dagontempel ein und begräbt sich und seine Feinde unter den Trümmern.
Kommt, kommt und stillet Eure Klagen nun - da unser Held, Samson, als Samson fiel.
Im Tod und Leben Sieger, Unserem Feind schuf er Verderb, sich selber ewigen Ruhm...
Zur Produktion
Die Wiedergabe und Aufnahme des Oratoriums Samson ist Teil eines Zyklus alttestamentarischer Oratorien von G. F. Händel, die im Rahmen der Klosterkonzerte Maulbronn über mehrere Jahre hinweg aufgeführt werden. Grundlage des Konzepts ist die Verbindung barocker oratorischer Musik in englischer Originalsprache und historischer Aufführungspraxis mit dem akustisch und atmosphärisch optimal geeigneten Raum der einzigartigen Klosterkirche. Dieser Idealort für die Interpretation geistlicher Musik verlangt geradezu nach der Durchsichtigkeit des Musizierens und der interpretatorischen Freilegung der rhetorischen Gestik der Komposition, wie sie durch die historische Aufführungspraxis in besonderer Weise gewährleistet ist.
Mitwirkende
Sinéad Pratschke Sopran (Dalila, Philisterin, Israelitin)
schloss ihre Studien am Royal College of Music an der Universität von Western Ontario in Kanada ab, wo sie mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Sie erhielt Stipendien vom Ian Fleming Trust, dem Canada Council und der Gräfin von Muster. Unter der Leitung von David Willcocks sang sie u.a. die Matthäus-Passion von Bach. 1998 folgten weitere Auftritte in Holland und Deutschland mit Bachs h-Moll Messe und als Susanna in Figaros Hochzeit.
Michael Chance - Altus (Micah)
begann seine Karriere, wie die vieler seiner Kollegen, am Kings College in Cambridge, als Altus im wohl berühmtesten englischen Chor. Heute ist Michael Chance neben seiner Gastprofessur am Royal College of Music in London einer der gefragtesten Countertenöre weltweit, sowohl in der Oper als auch in Oratorium und Lied. Seine Opernpartien umfassen das grosse Repertoire der Barockzeit ebenso wie das der Gegenwart. Internationale Konzertverpflichtungen in Europa, den USA und Japan mit Dirigenten wie Frieder Bernius, Frans Brüggen, John Eliot Gardiner und Trevor Pinnock zeugen von dem hohen Niveau dieses einzigartigen Solisten.
Mark LeBrocq - Tenor (Samson)
ist Mitglied der English National Opera, wo er u.a. den Don Ottavio, den Monostatos und Idomeneo gesungen hat. Zuvor Absolvent der Royal Academy of Music wurde Mark LeBrocq mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Seine Konzerttätigkeit erstreckt sich in der Zwischenzeit, auch als Lied- und Oratoriensänger, auf USA, Frankreich, Deutschland, Spanien und den Mittleren Osten. Er tritt regelmässig mit dem Gabrieli Consort / Paul McCreesh auf verschiedenen Festivals innerhalb ganz Europas auf.
Raimund Nolte Bariton (Manoah)
studierte zunächst Mathematik, Schulmusik und Viola. Für seine sängerische Entwicklung war vor allem die Ausbildung bei Josef Metternich massgeblich. Eine intensive Konzerttätigkeit führte den Sänger mittlerweile durch ganz Europa, nach Israel und die USA, wo er Gast bei zahlreichen renommierten Festspielen war. Er sang unter bedeutenden Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Trevor Pinnock und Reinhard Goebel, mit dem ihn eine rege Zusammenarbeit verbindet. Seit seinem Debüt 1994 bei den Festwochen in Innsbruck ist er vermehrt auf der Bühne zu erleben. Nach zwei Jahren an der Deutschen Oper am Rhein wurde er 1996 festes Ensemblemitglied der Komischen Oper Berlin, wo er in grossen Partien des Kavalier- und Lyrikfaches zu hören ist.
David Thomas - Bass (Harapha, Bote)
war bereits als Knabe Mitglied im Chor der St. Pauls Cathedral in London und gewann anschliessend ein Stipendium für das Kings College Cambridge. Sein Repertoire umfasst inzwischen nicht nur die barocke und klassische Epoche, für die er als Spezialist gilt, sondern weitete sich inzwischen auch in das 20. Jahrhundert aus. Seine Karriere führte ihn durch ganz Europa, USA und Japan. Er arbeitet regelmässig mit Dirigenten wie Simon Rattle, John Eliot Gardiner, Nicholas McGegan oder Christopher Hogwood zusammen. Er musiziert häufig zusammen mit Emma Kirkby und sang zuletzt am Covent Garden die Rolle des Sarastro.
Der Maulbronner Kammerchor
wurde 1983 gegründet und zählt heute zu den Spitzenchören Deutschlands. Ein erster Platz beim 5. Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg 1998, wo er das Prädikat hervorragender Erfolg erhielt, zeugen von der Leistungsfähigkeit des Chores und seines Leiters Jürgen Budday. Der Kammerchor ist jedoch auch auf internationalem Parkett zugange. So betritt er bereits seit der Gründung 1983 mit der Tournee durch die USA, Konzerten in New York und Indianapolis, wie auch in Konzertreisen durch mehrere europäische Länder, Argentinien und Israel die internationale Bühne. Im Oktober 1998 gewann er den Wettbewerb der 12. Internationalen Prager Chortage und wurde als Laureat (Gesamtsieger) des Festivals ausgezeichnet.
KMD Jürgen Budday
ist der künstlerische Leiter der Klosterkonzerte Maulbronn, der Kantorei Maulbronn und des mehrfach preisgekrönten Kammerchores. Seit 1979 lehrt er am Evang. Seminar Maulbronn. Für seine musikpädagogische und künstlerische Arbeit erhielt er viele Ehrungen und Auszeichnungen (u.a. Bruno-Frey-Preis der Landesakademie Ochsenhausen, Verdienstkreuz am Bande der BRD).
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